Hier kommt eine kurze Erläuterung zum Einstieg für die nachfolgende kuriose Geschichte:
Es gibt bei uns einige Hersteller bei denen wir mächtig teuere Geräte bestellen. Da die Technik reichlich kompliziert ist, ist sie öfters kaputt. Dann schicken wir die Sachen entweder an unseren firmeninternen Vertrieb oder an den Hersteller direkt zurück. Da diese Hersteller Weltgröße haben, besitzen sie mehrere Niederlassungen in unterschiedlichsten Ländern. Der Hersteller über den ich heute erzählen möchte, sitzt und lagert ursprünglich in Memphis, USA. Die europäische Zentrale befindet sich in New Port, England. Das europäische Lager samt Austauschabteilung befindet sich aber in Venray, Holland Niederlande, wo auch letztendlich die kaputten Gerätschaften hingeliefert werden sollen.
Manchmal rufen mich also die Speditionsfirmen wie TNT oder DHL an, um zu klären, wann die Abholung des Kaputten erfolgen soll. Manchmal…
Nun zum Hauptteil.
Ganz kurz was zu meiner heutigen und gestrigen Arbeit.
Stellt euch vor, ihr habt 300 ( 😯 !!) NETGEAR-Wlan-Router mit einer Weboberfläche zum Konfigurieren. Keine Konsole. Der Auftrag lautet: Bespiele alle 300 (!!) Router mit einer Konfiguration, die speziell an den späteren Standort angepasst ist, also Login-Name und Passwort. Schicke danach die 300 (!!) Router an 300 verschiedene Adressen. Klebe dazu die Verpackung zu, einen Paketaufkleber mit der richtigen Adresse drauf und bringe es zur Sekretärin, die unter Anderem dafür zuständig ist, die Pakete an den Postboten abzugeben.
Jetzt stellt euch mal vor, wie oft ich nachgefragt habe, ob das der Ernst ist 8O, dann stellt euch mich beim Auspacken, einzelnen Anschließen, Überspielen und wieder Zukleben vor. Zu aller Letzt malt euch in euren wildesten Fantasien die Augen der Sekretärin bei der Annahme der ersten Ladung von 50 Paketen aus. 😯
DAS ist meine momentane Arbeit. Arbeit, die auch gemacht werden muss. 🙄
Auch auf den Verdacht hin, dass mir niemand glauben wird, muss ich mal eine Geschichte erzählen.
Bei uns im Hinterhof steht ein 800m² großes Haus. Dieses Haus gehört dem leider an ALS erkrankten Kunstprofessor Herrn Jörg Immendorff. Genau den, der ein kleines Problem mit Rauschmitteln und Prostituierten hatte. Seine gut 30 Jahre jüngere Frau Oda läuft mit dem 5-jährigen Mädchen namens Ida auch des Öfteren hier vorbei. Sie war früher Studentin bei Immendorff und wo die Liebe so hinfällt und so weiter. Sie malt aber auch selbst sehr gut. Ihre Werke sind doch erstaunlich. Schaut einfach mal bei Google nach Oda Jaune.
Es gibt etwas, was ich aber viel erstaunlicher finde, denn ich habe mich in den letzten 9 Jahren an die Arroganz, die Ignoranz, die Abschottungswut und den Narzismus dieses Professors gewöhnt. Das Erstaunliche ist die Anzahl an Prominenten, die hier durch den Hof ab und an vorbei marschieren. Jetzt mal von Pizzaboten abgesehen, die ständig bei uns klingeln, weil sie auf der Klingel keinen Immendorff finden und weil die Immendorffs zu faul sind, am Telefon zu sagen, man solle doch am Tor nebenan schellen. Hier laufen teilweise mit, teilweise ohne Begleitung so Menschen durch wie Düsseldorfs Oberbürgermeister, BILD-Chef Kai Diekmann (er ist tatsächlich klein und hat tatsächlich sehr geelige Haare), Dieter Bohlen (die Hautfurchen sind echt!), diverse hochrangige Politiker, sowie jetzt vor gut einer Stunde der Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder samt Polizeieskorte und Bodyguards.
Diese Menschen live zu sehen, macht einem doch bewusst, wie stinknormal sie sind und wie Medien Menschen hoch pushen können. Trotz allem hätte ich doch nichts dagegen auf ein „Hallo“ auch ein „Hallo“ zurück zu bekommen. Oder wenigstens irgendwas. Denn nur das macht die Menschen für mich persönlich aus. Schade eigentlich.
Fotos durfte ich übrigens von Schröder nicht machen. Der Leibwächter deutete an, dass die Kamera dann Schrott wäre. Auch schade… Aber naja…
ich fühle wie sich alles wandelt
und wie ich selber ändern kann
was mich beengt in meinem leben
denn mit ändern fängt geschichte an
(Zitat: MIA – Was es ist)
So, nun hat die heiße Phase angefangen. Nach kurzem überlegen steht meine Strategie fest. Keiner wird mich davon abhalten können.
Zwar wurde versucht eine Taube in die frisch angelaufenen Turbinen zu schmeißen, aber ich habe es überwunden. Mein Weg zur Startbahn ist geebnet. Außerdem sind die Notfallpläne, die längst vorbereitet wurden, aus den Schubladen geholt und das Bodenpersonal wird sie in die Tat umsetzen, wenn es zum Scheitern des Abhebevorgangs kommen sollte. Es ist also alles abgesichert.
Damit begrüßt euch der entschlossene leachiM2k in der Kabine und gibt den Start frei für „Volle Kraft voraus!“
Hallo,
bitte gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen. Es ist der normale stinklangweilige Berufsalltag eingetroffen, bei dem es um Dinge geht, die man einem Normalsterblichen nicht erklären kann. Ich tue den ganzen Tag Dinge, bei denen es nicht auffällt, dass ich sie tue. Sobald ich es aber lassen würde, würde es zu Störungen kommen und man würde merken, dass ich es eben nicht gemacht habe. Klingt strange – ist es auch.
Desweiteren fahre ich seit einigen Tagen wahnsinnig teuere Kisten durch die Gegend und spiele so Kurier. Aber allgemein gesehen ist diese erste Januarwoche die ruhigste des Jahres. Viele der Kollegen erholen sich nämlich von den Strapazen der Festtage.
Was gibt es sonst Erwähnenswertes? 1.) Die Kantine ist teurer geworden. Alles kostet jetzt 10 Cent mehr, wird dafür in größere Tüten verpackt und schmeckt immer noch so fade wie je und eh. 2.) Die Kollegen sind ein bisschen freundlicher geworden. Wahrscheinlich ist diese Erscheinung temporär und ändert sich, sobald die restlichen Kollegen wieder da sind und es wieder etwas mehr Arbeit gibt. Mal sehen.
Wie gesagt, es gab hier nicht zu sehen, nichts zu lesen. Deshalb kann ich nicht verstehen, wieso Sie immer noch da sind. Gehen Sie doch! Ich gehe ja auch und zwar zu einem sehr guten Freund, der uns hier in Düsseldorf mit seiner Anwesenheit beehrt, die sonst eher in München zu verzeichnen ist. Wenn ich morgen einen Kopf, einen Kater oder einfach zu viel angestoßen habe, dann wissen Sie ja warum. 😉
Nun aber nichts wie weg!