Ein großes „Hello back“!
60 Tage nach dem letzten Eintrag schreibe ich hier. Wieso so spät? Hm, weiß nicht. Faulheit oder auch einfach ein Loch in das ich gefallen bin, nachdem ich hier angekommen bin.
Vom 16. Juli bis zum 1. August war ich ja auf meiner großen Osteuropa-Reise. Nur darum soll sich dieser Eintrag einfach mal drehen.
interessanterweise hatte ich dort kein Heimweh, ich war nur nach 16 tage aber leid ständig nach einer Unterkunft und Verpflegung zu suchen. als ich hier ankam ging es mir erstmal gut – es war ja eine bekannte Umgebung. dann stellte ich fest, dass es sich nichts verändert hat. wirklich merkwürdig. und es interessieren keinen meine Urlaubseindrücke so wirklich. die ganzen geschossenen Fotos habe ich praktisch umsonst gemacht. nur meine Eltern konnte ich dafür begeistern. na ja nicht ganz, sie sahen nur die hälfte, danach waren sie müde.
das schlimmste an der ganzen reise war ja der Flug. die rückreise ging einfach zu schnell. ich bin aus dem Traum aufgewacht. es ist tatsächlich eine Ernüchterung.
ich habe nichts gegen deutsche. ich habe bloß irgendwas gegen die Touristen, obwohl ich selbst einer bin. sie machen einfach den Eindruck der wahren Stadt total kaputt. sie wirkt direkt so unecht und touristisch. du warst schon mal in Prag? dann wirst du jetzt sehr gut wissen, was ich meine.
ich habe während der ersten Woche ein wenig Reisetagebuch geschrieben. ich muss es noch abtippen. werde ich dann am Wochenende machen und mit Fotos garnieren.
kurz gesagt fand ich
– Stettin enttäuschend, da sehr postkomunistisch und merkbar eine reine Wohnstadt ohne Anspruch auf Geschichte. da stehen Plattenbauten direkt neben sehr alten Kirchen. einfach unschön. außerdem ist alles sehr weitläufig.
– Danzig hat ein touristisches Zentrum, welches komplett restauriert wurde. alles andere ist noch im wiederaufbau. allerdings liegt überall Geschichte in der Luft. jedes Einschussloch im Putz eines Hauses erzählt eine Geschichte des Aufstandes. in Danzig entstand ja auch „Solidarnosc“ – eine antikommunistische Bewegung, die letztendlich der erste Auslöser für einen neun Jahre späteren fall des Kommunismus war.
– Meeresküste liegt bei Danzig. Fahrzeit ca. 30 Minuten. sehr schöner Sand. sehr aggressive sonne. Dort habe ich mir nämlich das erste Mal in meinem Leben auch meine Haut so richtig schön verbrannt. Die Hautfetzen wurden in Krakau dann in einem Schälchen gesammelt. sehr sauberes Meereswasser. sehr ruhig. nicht überall besonders auf Touristen eingestellt. natur pur und gerade deshalb Prädikat „besonders sehenswert“
– Warschau ist eine typische Großstadt mit wirklich sehr viel Geschichte. speziell deutsche Zerstörungsgeschichte des 2. Weltkrieges. zeitweise hoch bedrückend. mein Unwissen darüber hat mich mehr schockiert als das gesehene in Auschwitz. Warschau wurde am besten restauriert und ist ziemlich ansehnlich. keine Ahnung was die Menschen gegen diese Stadt haben, ich fand die schön. zumindest nicht hässlicher als Berlin.
– Krakau empfand ich fast wie die Rückkehr in die Heimat. ich habe dort im Jahr 2000 für vier Monate gelebt. deshalb kannte ich mich da aus und es war gleich viel entspannter als in anderen Städten. hervorzuheben ist die masursche Teigspezialität, die sog. „obwazanka“ ist ein geflochtener Kringel mit Mohn oder Sesam. Kostenpunkt 20 Cent. für einen Snack für zwischendurch gut geeignet und man bekommt sie in Krakau wirklich an jeder Straßenecke. geschichtlich und architektonisch hat die Stadt auch sehr viel zu bieten, z.b. eine Kirche auf dem Marktplatz, die nach einem streit der Bauherrenbrüder, zwei unterschiedlich hohe türme erhalten hat.
– Wieliczka ist zwar eine Kleinstadt, wird aber gleich direkt mit einem Salzbergwerk unter tage in Verbindung gebracht. man besucht dort die 3 km lange Touristenstrecke und sieht somit 1% des ganzen Salzbergwerkes. auf einer tiefe von 160m endet dann die Führung und man kann sich noch was umschauen und die äußerst gesunde Luft atmen. das Salzbergwerk wurde übrigens vor 10 Jahren still gelegt, verdient aber weiter Geld – mit Touristen, die in einer nicht zu knappen Anzahl dort erscheinen. :-(
– Auschwitz. was soll man da sagen? ich glaube man hat schon viel gehört. die Wirklichkeit und die „Greifbarkeit“ der Geschichte vor ort macht das gehörte noch viel viel grausamer. die Stadt Oswiecim ist an sich eine ehem. Industriestadt in der keiner leben will, die Einwohnerzahl schwindet seit 60 Jahren konstant. es verkehren ganz viele Busse nach Krakau. sonst sieht es mit dem ÖPNV eher mau aus.
– Cieszyn war für uns ein etwas ungeplanter halt. es ist eine Grenzstadt, die zur hälfte polnisch und zur hälfte tschechisch ist. dazwischen ist ein Fluss mit zwei Grenzübergängen. dort sitzt je in einem eigentlich verlassenen Wachhäuschen ein Grenzkontrolleur und schaut fern. er schaut sich die ausweise an und lässt Menschen weiter passieren. viva la European Union. durch diesen Zwischenhalt konnten wir gute 75 Prozent der Reisekosten nach Prag sparen. wir kamen um 1 Uhr nachts da an. mein Begleiter war allerdings sehr müde und wollte unbedingt weiter. wenn es nach mir ginge, hätten wir uns mehr von dieser Stadt/Städten angeschaut.
– Prag. wieder so ein Kapitel. was soll man dazu in wenigen Sätzen sagen? es war tierisch heiß (33°C) und stickig. abends bzw. frühnachts war die Stadt noch schöner als am tage durch die angebrachte Beleuchtung. die Hügeligkeit, die scheinbar planlos gebauten Hochstrassen und die vorwiegend alten, gut erhaltenen Häuser verleihen der Stadt ein merkwürdig-angenehmes Flair. wohnen würde ich da aber ungern. aja, Prag ist ja in Bezirke unterteilt. anscheinend wurde Prag 1 (also die Mitte) den Touristen und denen, die damit Geld verdienen, komplett überlassen. ich würde da deshalb gerne noch einmal während einer nicht touristischen Saison hinreisen. ich denke da so an den Winter oder Frühjahr. ganz von den Touristen befreit wird die Stadt zwar nicht sein, aber doch nicht so voll wie diesen Sommer.
so. das war erstmal so ein Kurzüberblick.
wenn ich so überlege, so reizt mich die Mentalität der Menschen dort. sie sind nicht so verplant, trübsinnig und kalt wie hier. ich plane ja eh irgendwann mal von hier weg zu ziehen. ich überleg noch wohin... Kanada oder Osteuropa?
mein nächstes Fahrziel wird im nächsten Sommer wohl Lettland sein. evtl. mit einem Ausflug nach Schweden. ich würde mir unheimlich gerne noch einmal Riga, die Hauptstadt, anschauen. übernachten werde ich bei bekannten meines Vaters. die haben dort ein Häuschen mit Gästezimmern. Lettland ist schön und gar nicht teuer. 400 Euronen müssten für eine Woche mit Hin- und Rückflug dicke reichen. ich habe es mir schon mal jetzt in den sinn gelegt, damit ich schon mal ein Sparziel habe. ohne kann ich irgendwie kein Geld in der Tasche behalten. ich suche noch Mitreisende für dieses Ziel? Interessierte sollen sich melden. eine feste zusage hat noch ca. 10 Monate zeit 🙂
So. Hoffe, dass das nicht zu lang war. Ansonsten bis zum nächsten Eintrag.