Ich weiß ja jetzt nicht, was ihr gerade so macht, aber ich sitze hier an meinem zweiten freien Tag auf der Französischen Straße neben der Friedrichsstraße, auf der sich auch der Checkpoint Charlie befindet, und schreibe neben einem Blogeintrag auch eine Postkarte an einen guten Freund. Es ist furchtbar kalt (7°C) für Ende Oktober. Heute ist Sonntag und somit weniger los in Berlin. Wenn ich weniger sage, meine ich eigentlich einen ganz normalen Geschäftstag (außer Samstag) in Düsseldorf. Glücklicherweise darf man jetzt hier überall parken, ohne horrende Kosten zahlen zu müssen. Blöderweise wissen das auch die Anderen, deshalb gibt es hier fast keine Parkplätze.
Die letzten zwei Nächte habe ich übrigens in einem anderen Hotel verbracht – direkt neben dem Flughafen Tegel. Zwischen 6:00 Uhr und 23:00 Uhr flogen mir ständig Flugzeuge in einer Höhe von 100 Metern über den Kopf. Also recht gruselig… An sich kann man das Hotel aber sehr empfehlen. Für 38 Euro pro Nacht fährt man in der Hauptstadt schon sehr gut. Selbst die Jugendherbergen sind hier nur unwesentlich billiger; dort zahlt man 20 Euro pro Nacht in einem 10-Bett-Zimmer mit Frühstück.
Gestern war ich in benachbartem Polen. Nach zwei Wochen Berlin ist man dort gar nicht so geschockt von der Realität. Hier hat man ja genug ungewollte Möglichkeiten, um sich daran zu gewöhnen. Denn: in Wedding wird nachts das Licht ausgemacht, in Neukölln sieht jedes Haus wie das andere aus und kurz hinter dem Alexanderplatz haben die Häuser keinen Putz, was aber nur beim zweiten Blick auffällt, denn sie sind allesamt beschmiert mit Graffitis verschönert. Was mich echt erstaunt hat, war die Preisqualität in Polen. Mittlerweile haben sich die Preise dort so den deutschen angenähert, dass es absolut keinen Sinn macht, dort hin zu fahren. Außerdem bekommt man für seinen Euro nun noch weniger Zloty. 🙁 Deshalb habe ich mir dort nur so typisch polnische Sachen gekauft, wie z.B. Bier, Vogelmilch (ist eine Süßspeise) und löslichen Premium-Kaffee.
Vorgestern habe ich Julian getroffen, einen alten Schulkameraden, der gerade seine Ausbildung im Edelhotel Adlon am Brandenburger Tor vervollständigt. In einem Jahr ist er als Hotelfachmann fertig und kann dann von allem ein bisschen im Hotelbereich. Seine Ur-Pläne nach Dubai auszuwandern hat er geändert, es wäre alles ausgelutscht dort und dann die Hitze. Er bleibe lieber hier in Deutschland, schließlich ist eine absolvierte Ausbildung bei einem Hotel der Kampinski-Kette das beste Empfehlungsschreiben. Kann ich gut verstehen, dachte ich damals bei der Telekom auch so. 🙂
Morgen fängt die letzte Arbeitswoche in Berlin für mich an. Da ich so jung dynamisch wirke, bekomme ich einen Kollegen zur Seite, der so ein richtiger Teddybär ist. Ich sage nichts dazu.
Jedenfalls freue ich mich jetzt schon darauf, in meine kleine und überschaubare Stadt zurück kommen zu dürfen. Gibt es eine Statistik dazu, ob Berliner früher bzw. häufiger wegen Stress sterben? Mir sind hier definitiv alle zu hektisch. Selbst wenn man hier nichts macht, ist man am Abend total geschafft.
Nun trinke ich mal meinen Latte zu Ende und gehe zur Gedächtniskirche am Kürfürstendamm, die von den Berlinern spöttisch wegen ihrer Form „Eierkarton“ genannt wird.
Hab mich sehr über deinen Anruf gefreut. Come on, die letzten Tage bekommst du jetzt auch noch rum!! 😛