Jetzt sitze ich also nun hier in meinem Büro direkt vor alten Dächern irgendeiner alten Fertigungshalle irgendeines großen Fabrikanten für Telefonhäuschen. Es regnet draußen. Wahrscheinlich ist der Sommer dieses Jahr tatsächlich nicht verspätet, sondern gar nicht gekommen. Es ist kalt.
Das Dach ist grün geworden und es ist nur noch da. Einen anderen Zweck erfüllt es nicht.
Ab und zu kommt jemand und schaut sich das alte Mädel an, klopft mal hier und mal da. Später erscheint jemand mit Teerdecken und umhüllt während der Gezeiten entstandene Löcher. Das Dach schweigt, aber insgeheim freut es sich über den Besuch und wünscht sich, dass die Menschen öfters zu ihr kommen – sie besuchen.
Sie ist alt. So alt, dass der Schornstein nur noch als Behausung für Mäuse und kleine Vögel dient. So alt, dass sich unter ihr nichts mehr abspielt. Das wäre zu gefährlich, sagen irgendwelche Beauftragte der Sicherheit. Ein wenig haben sie auch recht, denn die einst so durchsichtigen Dachfenster sind vom Rost umliegender Metallteile überzogen. Einige Risse und Bruchstellen wurden auch schon mit Kleber oder irgendeinem anderen Kittzeug geflickt. Doch was wissen die schon?
So nutzlos da zu liegen macht sie nur noch trauriger. Es schmerzt! Es muss doch jemand mal begreifen, dass es nicht auf das Aussehen ankommt. Es ist die Seele, die immer noch warm und herzlich auf die Arbeiter wartet, die irgendwann doch bestimmt kommen, um beim Schweißen wieder Funken fliegen zu lassen, um dem Dach wieder einen Sinn zu geben.
Die kommen doch, oder?!