Jetzt ist es geschehen. Ich fühle mich abgebrannt. Jeden Tag überlege ich nach dem Weckerklingeln, ob ich weiter schlafen soll.
Aber nein, ich bin ja noch in Probezeit, da kann man sowas nicht machen. Scheiß auf die Probezeit und den Job, denke ich mir dann, so ein Leben kann man doch nicht so weiter leben. Man sieht ja nicht mal was von Leben. Komm, denkste dir, such doch einen anderen Job. Gibt doch genug. Fünf Firmen haben sich um dich gerissen. Oder mach Urlaub. Komm klar mit deinem Leben – es wird schon.
15 Minuten später sitzt man vor seinem Frühstück und schaut mit großer Unlust auf diese blöde Uhr, die sich immer und immer weiter bewegt. Warum kann die Welt heute nicht mal eine Pause machen..? Warum?
30 Minuten später steht man schon im ersten Stau. Da hat sich jemand doch tatsächlich ausgedacht, die A46 zwischen Düsseldorf und Wuppertal auf sechs Spuren durchgehend zu verbreitern. Der Umbau beginnt also jetzt. Die 1,5 Spuren lassen grüßen. Aber was soll’s, auf dem Schild stand, dass es nur bis Ende 2010 geht. Dieser Planerarsch! Was denkt er sich? 2010 bin ich 26 Jahre alt und Schröders Agenda ist endgültig Makulatur.
45 Minuten später und zwei Staus reicher an Erfahrung sieht man 10 ungelesenen E-Mails entgegen. Bevor ich gestern ging, waren es doch keine mehr… Hm, und natürlich kein Spam dabei. Der Chef dirigiert einen aus der Ferne und der Kunde beschwert sich über irgendwas. Erstmal Kaffee trinken.
8 Stunden später merkt man direkt, dass Multitasking eher was für Windows(TM) ist als für mich. Hier und da was gemacht, was zugekleistert und trotzdem knirscht es an allen Stellen. So ist es eben, wenn man an vier Projekten gleichzeitig arbeitet. Die Beschwerdemails bringen auch keine Sorgfalt rein. Tief durchatmen hilft auch nicht mehr. Die Lunge ist frisch, der Dreck sitzt nun im Hirn. Warum bin ich auf die Idee gekommen, heute aufzustehen? Der Server geht noch? Dann ich gehe ich auch.
Kurz vor 23:59 Uhr, selber Tag, Bett. Gedanken rauschen durch den sehr schweren Kopf. Sinn des Lebens und so. Man kennt es. Als ob man sonst keine Probleme hätte. Kinder in Uganda hungern und dieser kleinwüchsiger, dicker Ausländer mit deutschem Pass denkt über mehr Lohn und bessere Lebensumstände nach. So ein Arsch!
Also auf die Seite drehen und meine Lebensabschnittsgefährtin umarmen! Blöd, da war ja was. Das Leben ist so unmöglich. Nichtmal einen Menschen kann man finden, der es mit einem länger als die 30 15 Minuten Smalltalk aushält. Weißte, da reden nahe Bekannte weiblichen Geschlechts, zu denen man gefühlsmäßig zugeneigt ist, mit dir über ihre Sexsorgen, Sexprobleme und Sexpraktiken und sagen dir, dass die meisten Kerle Betrüger und Arschlöcher ist. Du schaust diese Bekannte an, nickst und denkst dir, dass du gerade in diesem Augenblick mal wieder nicht das sagen kannst, was du eigentlich denkst. Ja… Man müsste sich nur mehr trauen. Ja… Dann hätte man nicht mal jemanden, der einem etwas aus „dem Leben“ erzählt. Vollidiot, jetzt haste the same procedure as every night.
Wie können die im Radio bloß solche Musik spielen? Kann man dagegen gerichtlich vorgehen? Lyonel Richie mit „Hello“ und R. Kelly mit „I believe I can fly“. Umschalten auf 1Live „Bubbly“ von Colbie Caillat…. Argh…
Die Welt ist blöd.